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1. November 2020: Warum Wenzendorf ein Mahnmal braucht

Auch die Gemeinde Wenzendorf hat eine Vergangenheit. Dokumentiert und veröffentlicht ist diese in der „Chronik der Gemeinde Wenzendorf“ von Dr. Nils Kagel.

Wir schreiben nun das Jahr 2020. Seit dem Ende des von den Nazis entfachten 2. Weltkrieges sind 75 Jahre vergangen. Wenzendorf war Teil der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft. Kriegsgefangene und Zwangsverpflichtete aus Polen, der UdSSR, Tschechien, Frankreich, Belgien, Holland, Italien, Serbien und Kroatien wurden in die ortsansässige Rüstungsindustrie, in Gewerbebetriebe und in landwirtschaftliche Betriebe gezwungen.

So existierten in Wenzendorf 3 (!) Gefangenen- und Zivilarbeiterlager, in denen insgesamt etwa 1000 Menschen untergebracht waren. Auf den landwirtschaftlichen Höfen lebten im Dezember 1942 insgesamt 50 ausländische Kriegsgefangene und Zivilarbeiter. Auf dem heutigen Segelfluggelände betrieben die Nazis ab 1935 ein Flugzeugwerk zur Produktion von Militärflugzeugen.

In Wenzendorf geborene Zeitzeugen gehen nun altersbedingt von uns oder haben uns bereits verlassen. Bald werden sie kein Zeugnis mehr über die Schrecken des Krieges auch in Wenzendorf abgeben können. Das nationalsozialistische Grauen fand nicht nur weit entfernt der Heimat statt, sondern auch in der direkten Nachbarschaft. Eine öffentliche Erinnerung an das Geschehen in Wenzendorf während des „Tausendjährigen Reiches“ und an das Unrecht, das die durch die Nazis verschleppten Menschen erleiden mussten, existiert nicht.

Die Kriegsgefangenen und Zwangsverpflichteten wurden gegen ihren Willen aus ihrer Heimat verschleppt und von ihren Liebsten getrennt. Diese Menschen werden ihre Zeit in Wenzendorf nicht als „Vogelschiss“ betrachtet haben, wie es der Vorsitzende der AfD Bundestagsfraktion Alexander Gauland gerne hätte. Auch lässt es dieses Unrecht niemals zu, einer „erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad“ das Wort zu reden, wie Björn Höcke, Vorsitzender der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag und Landessprecher der AfD Thüringen, es fordert.

Nein, es gilt gegen das Vergessen vorzugehen. Es gilt sich auch in Wenzendorf zur Vergangenheit öffentlich und transparent zu bekennen. Und es gilt den nach Wenzendorf verschleppten Menschen ein ehrendes Andenken zu bewahren. Um den jetzigen und nachfolgenden Generationen aufzuzeigen, welches Elend die Nationalsozialisten auch hier in Wenzendorf verursacht haben und wozu sie fähig sind, ist es notwendig, die Erinnerung daran wach zu halten.

Es ist notwendig, für den Erhalt einer friedlichen und parlamentarischen Demokratie einzustehen und an nicht wieder gutzumachendes Unrecht zu erinnern. Auch und gerade in einer Zeit, wo sich Nazis und Nationalisten wieder formieren.
Deswegen braucht Wenzendorf ein Mahnmal!

SPD Ortsverein Hollenstedt

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